NMOSD and Me: Die Perspektive der Ärzt:innen

Dr. REFIK PUL: MS vs. NMOSD: aus Erfahrung lernen

  • Überblick
  • Transcript

„MS vs. NMOSD: Wichtige Erkenntnisse“
Dr. Refik Pul; Oberarzt in der Klinik für Neurologie; Universitätsmedizin Essen

„MS vs. NMOSD: Wichtige Erkenntnisse

[Dr. Refik Pul; Oberarzt in der Klinik für Neurologie; Universitätsmedizin Essen]

0:07 Was sind die Hauptunterschiede zwischen Multiper Sklerose (MS) und NMOSD?

Das geht wirklich sehr flott bei der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung. Das heißt häufig bauen sich die Symptome nicht wie bei der MS über wenige Tage oder Wochen auf, sondern es ist ja schon fast schlaganfallartig, dass man binnen weniger Minuten, Stunden bereits eine schwere Symptomatik vorliegen hat; bereits erblindet.

00:38 Warum ist es für Patient:innen wichtig den Unterschied zu verstehen?

Für den Patienten ist es wichtig, diese Unterschiede zu verstehen, weil Antikörper-vermittelte Erkrankungen können im Prinzip behandelt werden und sie müssen anders behandelt werden als zum Beispiel die Multiple Sklerose. Man kann nicht jedes Medikament aus der, die man für die Multiple Sklerose anwendet, einfach so bei der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen anwenden. Bei der MS ist das nicht immer der Fall, bei der MS gibt es auch andere Therapievarianten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit und das ist auch bestens bekannt, keinen Effekt bei der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen hätten.

01:25 Warum ist es so schwierig NMOSD und MS auseinanderzuhalten?

Die Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen, die erzählt, der Körper nicht. Die Symptome sind dieselben. Sie können bei der MS auch eine schwere Sehnerventzündung erleiden und sie können eine schwere Rückenmarksentzündung mit ähnlichen Folgen wie bei einer NMOSD erleiden. Das heißt, von den Symptomen her kriegen sie es nicht raus. Sie sind einfach auf ihre Sinne auch als Arzt angewiesen. Das heißt, die Schwere der Erkrankung muss sie unbedingt an eine NMOSD denken lassen. Sie sind dann am Ende des Tages trotzdem verpflichtet nach den Antikörpern zu fahnden.

02:16 Wie sollten Menschen mit NMOSD-Diagnose mit der Erkrankung und Behandlung umgehen?

Dafür gibt's kein Patentrezept. Ich glaube, beide Erkrankungen oder wenn man die Patienten so als Kohorte sich anschauen würde, dann haben sie bei beiden Erkrankungen natürlich immer die Diagnose des; oder den Schock der Diagnose. Bei der NMOSD ist es aber so, dass die Vulnerabilität, also wie verletzlich man ist, noch viel stärker zum Ausdruck kommt. Es entstehen viel mehr Ängste, Schwierigkeiten, die Diagnose zu akzeptieren, Zukunftsängste auch und anders als bei der MS die depressiven Symptome sind da nicht bei dieser Erkrankung so stark. Das heißt bei der NMOSD geht es gar nicht so sehr darum Depression zu behandeln, sondern Ängste zu reduzieren, die Krankheit zu akzeptieren und halt eben auch, dass den Patienten vermittelt werden muss, dass die Prognose zumindest mit den neuen Therapien relativ gut ausschaut.

03:33 Was birgt die Zukunft für NMOSD-Patient:innen?

Die Zukunft fÜr NMOSD Patienten sieht gut aus. Ich bin sehr zuversichtlich, weil ich die Prognose, wenn ich die für meine Patienten abgebe, sehr positiv sehe. Ich glaube, dass die Entwicklung auch nicht nurnjetzt auf dem therapeutischen Feld, also rein verlaufsmodifizierend weitergehen wird, sondern auch in anderen Bereichen sich weitere Entwicklungen ergeben werden. Dass vielleicht auch eine Organisation wie NEMOS, der wir auch angehören, sich nicht nur mit Forschung, sondern auch so ähnlich wie die deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft ist, vielleicht an Umfang zunimmt, das Ganze auch etwas patientenorientierter mit einem gewissen sozialen Netzwerk anbietet.