Dr. JOACHIM HAVLA: Optikus Neuritis einfach erklärt
„Sehnervenentzündung unter der Lupe“
Dr. Joachim Havla; Oberarzt am Institut für klinische Neuroimmunologie;
LMU Klinikum München
[Dr. Joachim Havla; Oberarzt am Institut für klinische Neuroimmunologie; LMU Klinikum München]
Die typische Sehnervenentzündung ist eine akut auftretende Sehstöhrung mit Verschwommensehen, mit einer Visuseinschränkung, einer Farbsinntörungen sowie Schmerzen bei der Augenbewegung. Eigentlich kommt es dabei zu einer autoimmunen Entzündung des Sehnervens und es kann bei ganz vielen unterschiedlichen Erkrankungen auftreten.
Den Begriff Sehnervenentzündung sollte man kennen als NMOSD Patient, weil es ein äußerst häufiges Symptom der NMOSD ist. So 30 % der Schübe bei einem NMOSD sind Sehnervenentzündung und deswegen gehört die Sehnervenentzündung, die auch Optikusneuritits genannt wird, zu den sechs Hauptkriterien, wenn man die Diagnose NMOSD stellt. Im Vergleich zur Sehnnervenentzündung bei der Multiplen Sklerose ist die Entzündung bei NMOSD meistens etwas schwerer, sie betrifft beide Augen und die Erholung nach der Schubtherapie ist meistens schlechter. Und man findet manchmal eine Schwellung des Sehnervkopfes. Also wenn man ins Auge guckt, sieht man dann diese Schwellung häufiger bei der NMOSD als bei der Multiplen Sklerose.
Die Sehnnervenentzündung ist wirklich ein typisches Symptom bei ganz unterschiedlichen Erkrankungen. So kann sie auftreten bei der Multiplen Sklerose, bei der NMOSD, aber eben auch bei der MOG-IgG-assoziierten Erkrankung, aber auch noch bei vielen anderen Erkrankungen. Und im Prinzip kommt es einfach durch das eigene Immunsystem zu einer Entzündung des Sehnervs. Und es kann im vorderen Anteil des Sehnervs sein, dann spricht man von einer anterioren Optikusneuritis, also einer anterioren Entzündung des Sehnervs, oder es kann im hinteren Teil sein, das ist dann in der Nähe einer anatomischen Struktur, die Chiasma heißt, und das wäre dann die posterior Optikusneuritis. Und so können wir die Arten der Optikusneuritis eben auch unterscheiden. Und die typischen Symptome dies sind eben die Visus-Einschränkung, das Verschwommensehen, der bisschen Grauschleier, dann der Verlust von Farberkennung und ganz klassisch der Bewegungsschmerz bei Augenbewegung.
Die Optikusneuritis unterscheidet sich in klinischen, aber auch in sogenannten praklinischen Hinweisen. Bei NMOSD ist es ein bisschen anders, da sind die Symptome meistens schwerer, man hat häufig bilaterale optikus Entzündungen und die Erholung nach Schubtherapie ist meistens schlechter.
Die Behandlung der Optikusneuritis richtet sich nach der Ursache und nach der Schwere der Sehnerventzündung. Und gerade bei der NNMOSD Optikusneuritis ist ganz, ganz wichtig, dass wir frühzeitig mit einer; wir nennen das eskalierte Schubtherapie; einsetzen. Und das bedeutet, dass man neben den Steroiden, die wir ganz häufig verwenden eben auch einen Plasmaaustausch machen oder eine Immunadsorption. Das ist ein ähnliches Verfahren und das führt dazu, dass die Chancen der Remission wesentlich besser sind. Aber am Ende des Tages bleibt die Schubbehandlung dann immer eine individuelle Entscheidung.
Also ich glaube, dass die Zukunft schon sehr gut ausschaut, aber leider können wir den allerersten Schub noch nicht verhindern. Und gerade bei der NMOSD führt der erste Schub häufig zu einer Behinderung und in einer idealen Welt können wir diesen ersten Schritt noch besser behandeln, damit sich die Symptome maximal gut verbessern und dann mit der frühzeitigen Einleitung einer effektiven Immuntherapie, die keine Nebenwirkungen im besten Fall zeigt und die ganz lange anhält, können wir den Idealzustand für die Patientinnen und Patienten erreichen. Und unser größtes Ziel wäre natürlich die Heilung der NNMOSD, aber da sind noch ein paar Schritte dazwischen zu gehen.