Dr. CELIA Oreja-Guevara: NMOSD und Schwangerschaft
„NMOSD und Schwangerschaft: Ein Leitfaden“
Prof. Dr. Celia Oreja-Guevara; stellvertretende Vorsitzende der Neurologie und Leiterin
des Multiple-Sklerose-Zentrums am Universitätskrankenhaus; San Carlos in Madrid;
& Professorin für Neurologie an der Universität Complutense; Madrid
Die Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD) unterscheidet sich von der Multiplen Sklerose, deshalb sind hierbei andere Faktoren zu berücksichtigen. Eine Schwangerschaft ist bei NMOSD nicht kontraindiziert, jedoch gibt es Risiken, die bei der Multiplen Sklerose nicht bestehen. Es gibt den Aquaporin-4-Antikörper, von dem wir wissen, dass er mit einem höheren Risiko für eine Fehlgeburt oder Frühgeburt verbunden ist. Das müssen wir bedenken, wenn eine unserer Patientinnen schwanger wird. Allerdings gibt es keine vermehrten bösartigen Erkrankungen bei den Neugeborenen und auch keine sonstigen Probleme während der Schwangerschaft oder bei der Geburt.
Wenn eine Patientin schwanger werden möchte, ist es äußerst wichtig, dass Es sich um eine geplante Schwangerschaft handelt. Das bedeutet, dass die Erkrankung bei der Patientin seit einem Jahr absolut stabil sein sollte, ohne Schübe und ohne neue Läsionen im MRT. Bei Patientinnen, die eine Behandlung erhalten, müssen wir die Behandlung unter die Lupe nehmen, denn einige Behandlungen sind teratogen. Wenn die Patientin eine teratogene Behandlung erhält, darf sie nicht schwanger werden und muss eine Empfängnisverhütungsmethode anwenden. Wenn sie dann schwanger werden möchte, muss die Behandlung beendet werden. Eine weitere Frage ist, ob die Patientin nach der Geburt stillen möchte oder nicht und ob sie höhere Aquaporin-4-Titer hat. Warum? Weil es einen Zusammenhang zwischen höheren Aquaporin-4-Titern und mehr Krankheitsschüben im dritten Trimester gibt. Deshalb müssen wir im dritten Trimester vorsichtig und achtsam sein, für den Fall, dass die Patientin einen Schub hat. Außerdem sollten wir vor der Schwangerschaft die Aquaporin-4-Titer prüfen, denn wenn diese sehr hoch sind, besteht ein höheres Risiko, dass es im dritten Trimester oder nach der Geburt zu Schüben kommt.
NMO hat keinen Einfluss auf die Geburt. Die Patientinnen können auf natürliche Weise oder mittels Kaiserschnitt entbinden. Diesbezüglich bestehen keine Probleme. Es gibt auch kein Problem mit der Anästhesie. Sowohl eine Epiduralanästhesie als auch eine Vollnarkose sind problemlos möglich. Nach der Geburt besteht immer das Risiko für einen Schub. Deshalb sollten Arzt und Patientin darüber nachdenken, direkt nach der Geburt eine Behandlung zu beginnen oder zu warten, damit die Patientin stillen kann.
Bei Neugeborenen, deren Mütter an NMOSD leiden, gibt es keine Komplikationen oder Probleme. In manchen Fällen kann es dazu kommen, dass die Aquaporin-4-Antikörper die Plazenta passieren. Dann tragen die Neugeborenen diese Antikörper in sich, jedoch verursachen diese Antikörper keine NMOSD. Es bestehen also überhaupt keine Risiken für die Neugeborenen.
Bei NMOSD handelt es sich um keine genetische Erkrankung. Das bedeutet, dass Kinder die Erkrankung nicht von ihren Eltern erben. Es besteht also diesbezüglich kein Risiko. Da es kein Risiko gibt, ist auch keine genetische Beratung erforderlich.
Ich denke, die Zukunft sieht sehr, sehr gut aus. Ich glaube, es wird großartige Erkenntnisse geben. Wir werden neue Behandlungen haben, 3 oder 4 an der Zahl. Diese werden besser für die Patienten und mehr auf den Patienten zugeschnitten sein. Und das Wichtigste: Es wird Biomarker geben. Es werden Biomarker zur Verfügung stehen, die Schübe vorhersagen. Wenn wir wissen, wann ein Schub kommt, können wir die Patienten vorher behandeln oder wir können vor dem Schub die Behandlung anpassen. Letztendlich werden wir alle diese Biomarker nutzen, um Schübe zu vermeiden. So werden die Patienten in Zukunft weniger Schübe aufgrund der Behandlung haben und auch weniger Schübe, weil wir diese vorhersehen können und unsere Behandlung entsprechend anpassen können.
Wie Dr. Oreja-Guevara bereits sagte: Eine frühzeitige Planung und eine auf die Situation zugeschnittene Versorgung sind der Schlüssel für den bestmöglichen Verlauf für die Mutter und das Kind. Sprechen Sie mit Ihrem:Ihrer Ärzt:in, wenn Sie Bedenken haben.
Weitere Informationen zu NMOSD und Ressourcen für Patienten finden Sie unter: www.nmosd-in-focus.com.
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